PETER
VOITHOFER

Teil der Lösung sein

123RF

Das Jahr 2022 droht schwierig zu bleiben. Dass das Nervenkostüm vieler Wirtschaftstreibender derzeit strapaziert ist, ist nur allzu verständlich: Auf die anhaltenden Herausforderungen, vor die uns das Corona-Virus und die Maßnahmen zur Eindämmung desselben gestellt haben, folgte der nächste von außen einwirkende Schock auch für die Konjunktur: der Krieg in der Ukraine. Die schon jetzt absehbaren Folgen sind weiter stark anziehende Preise.

Und auch die Corona-Krise hält die Welt weiterhin in Atem. Denn im größten Hafen der Welt, in Shanghai, stauen sich aufgrund der äußerst strengen Lockdown-Maßnahmen der chinesischen Regierung die Containerschiffe. Dies bedeutet weiterhin drohende Lieferengpässe. Die aus diesen beiden Faktoren resultierende allgemeine Verunsicherung schickt sowohl die Konsum- als auch Investitionsbereitschaft in den Keller – wobei der Krieg in der Ukraine in der jüngsten Analyse des Market Instituts puncto Bedrohungswahrnehmung als gravierender als die Covid 19-Pandemie eingestuft wird. Institutsvorstand Werner Beutelmeyer sprach vor kurzem sogar vom „Totalabsturz des Zukunftsoptimismus“.

Hauptsorge Inflation

Es ist vor allem die Inflation, die derzeit beinahe drei Viertel der österreichischen Bevölkerung den Schlaf raubt. Die Teuerung schlägt direkt auf das Konsum- und Investitionsverhalten durch. Den Angaben des Market Instituts zufolge verändere sie bei 58 Prozent der Befragten ihr Marktverhalten. Viele Betriebe ächzen unter den stark steigenden (Energie-)Preisen.

Auch das Resümee des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) lässt derzeit wenig frohlocken: „Der Ukraine-Krieg stoppt die Konjunkturerholung und lässt das Konsumklima abstürzen“, so die knappe Formel, die sich nicht nur auf Österreich, sondern EU-weit anwenden lasse. Der Vertrauensindex zur wirtschaftlichen Lage der privaten Haushalte – das ist der Saldo aus negativen und positiven Einschätzungen mehrerer Indikatoren – stürzte im März 2022 stark ab.

Der Vergleich zwischen April 2020 und März 2022 zeigt, dass das Konsumklima zuletzt sogar schlechter ausfiel, als zu Beginn der Covid-19-Pandemie. Das bedeutet: Größere Ausgaben werden hintangestellt, die Sparneigung steigt wieder. Mit einer Erholung in naher Zukunft werde nicht so bald gerechnet. Im Gegenteil, der Großteil der Konsumenten und Konsumentinnen geht von weiter steigenden Preisen aus.          

Im Bereitschaftsmodus bleiben ...

All diese Risiken ziehen derzeit das operative Geschäft der Unternehmen in Mitleidenschaft, sei es durch kurzfristige Störungen im normalen betrieblichen Ablauf aufgrund von Krankenständen und Quarantäne, sei es wegen mangelnder Ware. Die Angst hat viele Gesichter, heißt es. Furcht ist jedoch ein schlechter Ratgeber und die Angst ist häufig größer als das Übel – das wusste schon Machiavelli. Daher sollte man sich davor hüten, in eine Art Angststarre zu verfallen und verharren.

… ohne in Panik zu verfallen Preisbindung

Und eine wichtige Frage, die man sich immer stellen sollte, ist jene, ob man Teil der Lösung oder des Problems sein möchte. Überschießende Reaktionen im Einkaufsverhalten können gesamtwirtschaftlich betrachtet für zusätzliche Engpässe oder weitere Preisspiralen sorgen. Auf der anderen Seite müssen zwingend – wer sie jetzt noch nicht ergriffen hat – Maßnahmen getroffen werden, damit die Situation nicht entgleitet: häufigeres Controlling als zuvor, regelmäßige Neuverhandlungen von Lieferverträgen, Vereinbarung von Preisgleitklauseln, um nur einige zu nennen. Es stimmt, niemand vermag derzeit vorherzusehen, wie lange die Krise dauern wird und wie tief sich ihre Spuren in die Konjunktur einmeißeln werden. Aber, zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Die Menschheit hat bisher noch jede Krise gemeistert.

Beständigkeit und Qualität                               

Ein Blick in einschlägige Stellenportale verrät, dass unzählige Betriebe händeringend Personal suchen. Dies gilt im Moment vor allem für Technik und Ingenieurwesen, IT und EDV, Verkauf und Kundenbetreuung. Der Gutteil der heimischen Unternehmen bekommt weiterhin laufend Aufträge, bestellt laufend Ware, liefert laufend aus, leistet permanent trotz allem gute Arbeit. Viele Unternehmen mit österreichischen Wurzeln und österreichischem Firmensitz zählen mit ihren hochqualitativen Produkten weltweit zu den Besten. Es geht hier nicht darum, eine Haltung des Zweckoptimismus einzunehmen. À la longue aber wird es sich lohnen, den Blick ungeachtet der unbequemen Nebengeräusche auf Stärken, Alternativen und innovative Strategien zu lenken.

Wie immer stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung unter: p.voithofer@voithofer.cc.

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